Die Lichtung

Kiba zuckte mit den ohren und gesellte sich zu ihm "Wie meinst du das Kabuki?" sie schaute dem Rüden in die Augen, inzwischen ohne jede scheu. Zwar war er größer als sie, doch inzwischen fühlte sie sich keineswegs mehr unterlegen. Ihre eingeschüchterte art war einer jugendlichen, kraftvollen gewichen.

Kabuki nahm wieder seine normale Haltung an, zwar blieb er noch immer in einer stolzen, kriegerischen Manier stehen, doch war er nicht mehr voll aufgerichtet, als würde er seinem Vorgesetzten gegenüber stehen. Die Worte der Wölfin ergaben für ihn keinen Sinn und er konnte nicht anders, als sie für einen Augenblick verdutzt anzusehen. "Meinst du das ernst?" Es kam ihm über die Lefzen, ohne dass er es hätte aufhalten können. Seit je her hatte er in einem Rudel gelebt und konnte sich ein Sein ohne es nicht mehr vorstellen. Die Monate der Einsamkeit waren für ihn nur kaum erträglich gewesen und wann immer sich ihm die Gelegenheit geboten hatte, so war er in ein Rudel eingekehrt, um für wenigstens ein paar Tage die Gesellschaft zu genießen.
Er stand auf und ging ein paar Schritte auf die Mitte der Wiese zu, wobei er nachdenklich den Blick gen Himmel sandte. Sie war niemals oder viel zu kurz in den Genuss eines richtigen Rudels gekommen. Sie hatte allein gelebt solange sie denken konnte. Plötzlich verstand er sie und er wandte sich lächelnd zu ihr um. "Es wird Zeit, dass sich diese Annahme ändert."

Akibe seufzte innerlich. Natürlich musste er nun seine volle pracht präsentieren, doch sie blieb freundlich. "Nunja ich bin nie auf die Idee gekommen andere Wölfe zu suchen, um ehrlich zu sein." sie sah zum Himmel rauf "So schlecht ist es auch nicht alleine zu sein..."

Kabuki, der den Kopf bisher gesenkt gehalten hatte, hob bei ihren Worten das Haupt und grinste selbstsicher. "Bei Lunaris, das bin ich ganz sicher nicht." Er hatte sich unbewusst zu seiner vollen Größe aufgerichtet. "Doch ist es nicht so einfach ein geeignetes Rudel für jemaden wie mich zu finden, auch wenn mich manchmal die Einsamkeit mit kaltem Griff packt." Er betrachtete die Fähe eingehend. Sie hatte es all die Monde lang geschafft ohne ein Rudel zu überleben und doch hatte sie sich nie auf die Suche nach einem begeben. "Was mag wohl der Grund dafür sein, dass du noch kein Rudel gefunden hast? Jemanden wie dich kann sich jedes RUdel doch nur wünschen." Es war kein Kompliment im eigentlcihen Sinne, sondern vielmehr eine Feststellung. Zwar war sie klein und manch einer würde sie für unbedeutend halten, doch Kabuki spürte, dass in dieser Fähe mehr steckte. Hinter der zierlichen, sanften Gestalt, mochte sich ein wahrer Krieger verbergen.
So war es bei den Fähen in seinem Rudel auch gewesen. Sie alle waren zierlich und von ausnehmender Schönheit, doch ihr Äußeres täuschte und sie gebaren kraftvolle Welpen.

"Das tut mir leid Kabuki" die Fähe hatte den schmerz und das unverständnis in seinen Augen gesehen und seufzte. "Ich denke sie werden ihre Gründe gehabt haben, oder sie wissen es selbst nciht. Sieh es doch als chance an ein eigenes Rudel zu finden, schließlich wirkst du nicht gerade Hilflos".

/Der missglückte Versuch die Stimmung zu heben/ Kabuki setzte sich und für einen kurzen Moment verdunkelte ein Schatten des Schmerzes seine leuchtenden Augen. "Du bist nicht die Einzige, die ohne Rudel auskommen muss. Das meine hat mich verstoßen. Den Grund dafür kenne ich nicht, doch ich vermute, dass ich mich ihrer nicht würdig erweisen konnte." Er stieß ein grollendes Knurren aus. Noch immer verstand er die Handlung seiner Eltern nicht, die ihm das ganze Leben zerstört hatte. Er hatte seit er denken konnte im Rudel gelebt und für das RUdel gelebt. Er war einer der stärksten und fähigsten Krieger der Gilde gewesen und doch hatten sie ihn verstoßen. Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. Warum hatte er ihr das gesagt? War er schon so unaufmerksam geworden? Hatte er denn alle Prinzipien seiner Ausbildung vergessen? Wie vermessen, doch ein Teil in ihm forderte ihn auf das Vertrauen der Fähe zu gewinnen. Ein seltsamer Zwist, denn er hatte gelernt niemals jemandem zu vertrauen, schon gar keinem Fremden.

"Leben..." sagte sie schulterzuckend und wand den Blick ab. Ein Rudel, sie kannte dieses Wort nur aus erzählungen, in den genuss eines solchen war sie nochnie gekommen. "Ich bin alleine seit ich denken kann. Zumindest seit meine Eltern weg waren." dann versuchte sie die stimmung etwas zu heben, lächelte schief "Und du?".

"Fangzahn". Kabuki hatte dieses eine Wort leise gemurmelt, doch sein Blick war nicht von Akiba gewichen. Der Name passte zu ihr, auf eine Weise, die er selbst nicht zu beschreiben in der Lage war. Ihm fiel auf, dass sie, wohl durch ihre knappe Antwort, lange Zeit schweigend einander betrachteten, nicht wissend, was sie sagen sollten. So stellte er die erste Frage, die ihm in den Sinn kam. "Was macht eine so schöne Fähe in dieser gottverlassenen Gegend und ohne den Schutz eines Rudels?"

Die zierliche Fähe lächelte und nickte "Ich bin Akiba" sagte sie knapp, ließ sich dann nochmal den namen des Rüdens durch den Kopf gehen. /Kabuki.../ sie lächelte breiter, dieser name klang schön.

Buki spürte ihren Blick, der ihn neugierig abzutasten schien wie ein Insekt, dass nach Beute spähte. Doch er war derlei gewohnt und es machte ihm nichts mehr aus. Statt dessen konzentrierte er sich seinerseits auf die Fähe. Ihre Stimme, so glockenhell und rein wie das Zwitschern eines Rotkehlchens, ließ ihn an Blumenwiesen denken. "Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kabuki Lawlie." Er lächelte und zwinkerte ihr zu. "Nun bin ich kein Fremder mehr, nichts, wovor du dich ängstigen müsstest." Er wartete darauf, dass auch sie sich vorstellte, doch wollte er sie nicht drängen. So blieb er einfach nur stehen, ließ sich von ihr begutachten und wartete.

Akiba hob den Kopf langsam, ebenso die Ohren. Sie versuchte sich zu entspannen und musterte die Augen des Rüdens "Dann will ich dem mal glauben schenken" antwortete sie mit einer zierlich weiblichen stimme. Ihre Goldgelben Augen huschten über den Körper des Rüdens um sich ein Bild von ihm zu machen.

Kabuki legte, erstaunt über ihre feindliche Reaktion, den Kopf schief und senkte ihn ein wenig, um ihr nicht mehr so bedrohlich vorzukommen. "Bitte entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, das lag nicht in meiner Absicht. Ich bin bloß auf der Suche nach ein wenig Gesellschaft und habe keineswegs die Absicht jemandem zu schaden." Seine Ohren zuckten und waren neugierig nach vorn gerichtet, während seine Rute sanft hin und herschwang.

Akibas Augen weiteten sich ein weiteres Mal und sie gieng ein paar schritte zurück als der große Rüde vor ihr stand. Sie legte die Ohren zurück und knurrte leise, doch mehr als selbstschutz. Niemals hätte sie es auf einen Kampf angelegt, erst recht nicht mit einem ihr überlegenen Gegner.

Kabukis Magen knurrte eindringlich als der Wolf einmal mehr ohne Nahrung aufgenommen zu haben seine Rast beendete und sich zum Aufbruch bereit machte.
Er streckte seine Glieder, die von dem langen Marsch der letzten Wochen schmerzten, und lief in einem gemächlichen Gang los.
Seine Lefzen kräuselten sich als er den frischen Geruch eines Wolfes aufnahm, dem er schon sehr nahe sein musste.
Der Geruch erleichterte ihn, denn er würde ihn an sein Ziel führen. Ihm war die Einsamkeit über und er sehnte sich nach der Gesellschaft seines Gleichen. Er war ein Einzelgänger ohne Frage, doch er war auch immer noch ein Wolf und so benötigte er von Zeit zu Zeit die warme Gesellschaft eines Rudels.
Wann war er das letzte Mal bei einem Rudel gewesen? Er konnte sich kaum ncoh daran erinnern.
Sein Magen knurrte einmal mehr und er wurde sich der langen Zeit nur alzu bewusst.
In diesen Wäldern war es schwierig große Beute allein zu erjagen und obwohl er ein guter Hetzer war, die riesenhaften Rens machten ihm stets einen Strich durch die Rechnung. Seiner Meinung nach waren sie viel zu klug. Sie gruppierten sich schnell und scheuten sogar vor einem Kampf nicht zurück.
So in Gedanken versunken betrat er die Lichtung, ohne zu bemerken, dass er dem Wolf näher war, als beabsichtigt. Er schaute auf und sah den Wolf vor sich. Es war eine Wölfin. Von zierlicher, anmutiger Gestalt und doch athletisch wie eine Kriegerin. Sie war klein, aus der Ferne hätte man sie für eine Raubkatze halten können, die diesen Wald bevölkerten und doch strahlte sie die unverkennbare Aura eines Wolfes aus.
Für einen Moment blieb er stehen, diese Wölfin betrachtend und es genießend wieder auf einen Seinesgleichen gestoßen zu sein.

(wie verstreut alle sind )

Akiba lag, wie jeden tag, gemütlich auf ihrem Lieblingsplatz auf der Lichtung. Dieser von einem Baum geschützter Platz war mit Moosen Bewachsen und somit perfekt um dort zu nächtigen. Langsam stand sie auf und streckte sich. Plötzlich riss sie die Augen weit auf und hob ihre Nase in die Luft, dort richtung Wald waren Wölfe, doch auch in richtung ihrer so heiß geliebten Quelle. Sie war sich unschlüssig was sie tun sollte, schließlich hatte sie nach dem Tot ihrer Eltern keine Artgenossen mehr um sich gehabt.

[In der Geschichte beschriebene Lichtung. Dient später als Lager]